Man kann dem Arbeitskreis der Künstler Bergisch Gladbach nur zustimmen, wenn er von einem Todesstoß für die Bergisch Gladbacher Kultur spricht. Mit dem jetzt bekannt gewordenen Verkauf des Zanders-Kulturhauses wird der ursprünglich angedachte kulturelle Gegenpol zum kommerziellen Schwerpunkt am anderen Ende der Hauptstraße endgültig beerdigt.
Die Verlegung der Stadtbücherei und jetzt die notwendige Verlagerung der Dokumentation über die Papierherstellung sowie der Geschichte des Altenberger Doms, aber auch die Zupflasterung des Forum-Parks tragen wesentlich dazu bei.
Die Frage ist, inwieweit die Stadt in den Verkauf eingebunden war und ob alle Möglichkeiten zum Erhalt dieses Kulturstandortes genutzt worden sind. Das wäre vor dem Hintergrund der Geschichte des Hauses und der Verbundenheit der Stadt mit Zanders sicher geboten gewesen.
Ein Kernbaustein der Regionale 2010 war die Schaffung eines Stadtkulturgartens unter Einbeziehung von Stadtbücherei und Kulturhaus Zanders. Wunderschöne Planungsideen wurden da vorgestellt. 16,8 Millionen Euro waren veranschlagt.
Heute muss man sagen: Die Ergebnisse des Projektes lassen zu wünschen übrig: Die Offenlegung der Strunde ist sicherlich gelungen. Das kann man von der Gestaltung der Fußgängerzone nicht behaupten, nicht nur wegen der technischen Ausführungsmängel. Selbst im Stadtrat kam in den letzten Sitzungen Kritik auf. Auch der Forum-Park ist ein Musterbeispiel, wie man es nicht machen sollte. Die Steinfläche dort trägt zu einer weiteren Überhitzung der Innenstadt bei und liefert keine Aufenthaltsqualität. Von einem Garten kann kaum die Rede sein. Auch das Mini-Wäldchen am Bahnhof ist sicher nicht der große Wurf.
Nunmehr kommt also eine weitere Schwächung der östlichen Innenstadt hinzu.
- Wir fordern in deshalb ein neues Innenstadtkonzept, das insbesondere die obere Hauptstraße einbezieht. Frage ist, ob die dortigen Geschäfte überhaupt noch betriebswirtschaftlich erträglich geführt werden können, und es ist bemerkenswert, sogar von Vertretern der Verbände zu hören, dass eine Rettung problematisch ist. Wir setzen uns dafür ein, dass ein neuer Dialog mit der Geschäftswelt, der Bürgerschaft und den kulturpolitisch Verantwortlichen in Gang kommt.
- Wir fordern ein Konzept für eine überlegte und zielführende Kulturpolitik in unserer Stadt. Bergisch Gladbach muss sich dabei auf seine Stärken besinnen. Die Geschichte des Papiers ist über 2000 Jahre alt, während eine breite Übermittlung von Wissen in digitaler Form im Grunde erst seit 20 Jahren das Papier allmählich und wahrscheinlich auch nicht vollständig ablöst. Papier ist sozusagen der Träger, das Medium unserer kulturellen Entwicklung. Ohne Papier wäre sie überhaupt nicht denkbar. Ist dies der Stadt, die einen bedeutenden Anteil an dieser technischen, geistigen und sozialen Errungenschaft hat, so wenig wert? Ja, wir haben das LVR-Papiermuseum Alte Dombach. Da geht es aber mehr um die Produktion von Papier, weniger um seine kulturelle Bedeutung in der Geschichte der Menschheit. Hier könnte Bergisch Gladbach mit Sammlungen oder Ausstellungen in Kombination mit dem Zanders-Archiv punkten.