Die FWG begrüßt, dass Bergisch Gladbach die Umgestaltung des Zanders-Geländes in Angriff nimmt. Ein solches Filetstück am Rande des Innenstadtbereiches einer Großstadt ist eine Besonderheit, ein Geschenk. Es geht um nicht weniger als die Neuentwicklung eines ganzen Stadtteils, der über große Vorzüge verfügen könnte: Nahversorgungsnähe, fußläufig erreichbare Verkehrsverbindung nach Köln, Leverkusen und in andere Städte. Kulturelle Einrichtungen, wenn sie verwirklicht werden, in unmittelbarer Nähe. 

Die Aufbereitung dieses Geländes ist aber gleichzeitig eine große Herausforderung für die Stadt, zumal viele Fragen ungelöst sind. Da wären zum einen die Aufrechterhaltung des Betriebes Zanders, zum anderen die vielen ungeklärten Fragen hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit, der Energieversorgung und auch des Denkmalschutzes.

Für uns bietet Zanders eine phantastische Möglichkeit, die Innenstadt Gladbachs erheblich aufzuwerten. Wir fordern, dass dies in erster Linie mit Hilfe des Wohnungsbaus geschieht, für Menschen und junge Familien, die gern in urbanem Umfeld leben. Wir kritisieren, wenn der Bürgermeister bereits vorgreifend verkündet, durch die Wohnbebauung von Zanders sei der Flächennutzungsplan keineswegs überholt. Das ist falsch, denn ein Großteil der Fläche von 37 ha kann für Wohnungsbau genutzt werden, selbst bei Weiterführung des Betriebes Zanders auf konzentrierter Fläche stehen mindestens 12 ha zur Verfügung. Wohnungsbau dort hat für uns absolute Priorität. Übrigens auch einst für die Stadt: Baurat Flügge sagte bei seiner Amtseinführung, dass die Innenentwicklung der rote Faden seiner beruflichen Laufbahn sei und sie es auch in Zukunft bleiben werde. Warum dann also Flächenfraß in Natur- und Außenbereichen?

In dieser Woche wurde erstmals die Öffentlichkeit über das Zanders-Projekt informiert und dabei eine Bürgerbeteiligung angekündigt. Sie soll hauptsächlich zwischen Februar und Mai 2020 in Form von Workshops stattfinden. Das ist ausdrücklich zu begrüßen, jedoch bleiben Zweifel, ob hier wirklich ein Neuanfang gemacht wird. „Bürgerbeteiligung“ gab es nämlich schon öfter in Bergisch Gladbach, nur zeigen die Ergebnisse, wie wenig von den Bürgereingaben und -vorschlägen übrig geblieben sind.

Auftaktveranstaltung Bürgerbeteiligung Zanders und Innenstadt

Man denke an die Projekttage der Stadt im Zusammenhang mit der Regionale 2010. Die allermeisten Bürger wollten beispielsweise eine grünere Innenstadt, die Beibehaltung der Pflasterung mit einem ebenflächigen Stein-Band für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte. Moniert wurde die Hinterhofatmosphäre an der Buchmühle und im Bereich der Straße An der Gohrsmühle.

Dann der Stadtkulturgarten. Auch hier Beteiligung der Bürger, aber ungenügende Umsetzung ihrer Vorschläge. Das vorgesehene Band Rosengarten, Buchmühle durch die Parkpalette verengt, die Hinterhofatmosphäre auf Rückseite der Hauptstraße nicht beseitigt – Bäume hätten genügt, wenn die Immobilienbesitzer dort zu Investitionen nicht bereit oder nicht in der Lage sind. Man sieht nicht viele Menschen im Buchmühlenpark, denn der Blick auf wilde Parkplätze an der Rückseite der Häuser der Hauptstraße ist wenig erbaulich. Und die Kultur im östlichen Teil der Stadtmitte? Die Stadtbücherei wird an den Bahnhof verlegt, das Kulturhaus Zanders ist verkauft.

Vor diesem Hintergrund bestehen Zweifel, ob jetzt bei Zanders ein veränderter Prozess abläuft.

Die Beteiligung der Bürger ist etwa auf ein halbes Jahr begrenzt. Der Leiter des Projektteams hat am Ende der Auftaktveranstaltung bereits vorsorglich darauf hingewiesen, dass die Aufgabe der „Synthetisierung“ der Bürgervorschläge mit den Vorstellungen der Planer selbstverständlich bei den Planern liege. Natürlich, jemand muss den Hut aufhaben. Die frühzeitige Abwehr von allzu viel Mitsprache der Bürger aber ist eine Vorgehensweise, die wir ablehnen. Bürger müssen sich wiederfinden, wenn nicht entstehen Frust und Verdrossenheit.