Nicht erst seit der Corona-Krise steht das deutsche Schulsystem, insbesondere was Fortschritte in der Digitalisierung betrifft, in der Kritik.

Wer gedacht hat, dass mit dem ersten Lockdown im Frühjahr des letzten Jahres ein wirklicher Ruck bei Bund und Land einsetzt, sieht sich leider getäuscht. Trotz lobenswerter Bemühungen am Ort des Geschehens, nämlich in den Schulen, hapert es, was die bauliche und digitale Ausstattung betrifft, an allen Ecken und Enden. Man hat nicht den Eindruck wirklich voranzukommen.

GGS Hand: Nicht alles kann digital geleistet werden

Der kommunalen Bildungspolitik ist in den letzten Jahren eine Verantwortung zugekommen, die über die Gebäudewirtschaft und über die technische Ausstattung der Schulen weit hinausgeht. Es geht zunehmend auch darum, bei der Qualität der Bildung mitzuwirken. Denn sie bestimmt auch die Qualität einer Stadtentwicklung. Beides ist eng miteinander verknüpft. Das gilt in besonderem Maße für Bergisch Gladbach, eine Stadt mit Wohnqualität vor der Metropole Köln. Deshalb muss Bildung auch in der Kommunalpolitik genügend Anerkennung finden.

Die Haushaltsrede des neugewählten Stadtoberhauptes Frank Stein räumt deutlich ein, dass die Liste der Rückstände und Defizite im Schulbereich groß ist. Er trifft in diesem Zusammenhang die bemerkenswerte Aussage, dass die bestehende Stadtverwaltung schon mit der Aufgabe, genügend Raumkapazität zur Verfügung zu stellen, überfordert ist. Die Lösung dieses Problems liegt seiner Auffassung nach in der Gründung einer Schulbau-GmbH als hundertprozentige städtische Tochter der Stadt. Eine solche GmbH hätte mehr Flexibilität insbesondere bei der Gewinnung von Personal und auch die Durchführung der Aufgaben würde gestrafft. Das ist richtig und erfolgversprechend, bedarf aber auch begleitender Evaluation und Überprüfung.

Bürgermeister Stein weiß natürlich auch, dass es neben den baulichen Defiziten ebenso an digitaler Schulausstattung fehlt. Dabei geht es nicht nur um Endgeräte für Schüler und Lehrer, sondern schlicht um die Grundversorgung der Schulen mit leistungsfähigem Internet und entsprechendem Support.

Alle diese Feststellungen sind richtig und das Einräumen jahrelanger Versäumnisse von Politik und Verwaltung ist ein lobenswerter Fortschritt. Aber reicht das?

Die FWG hätte sich gewünscht, dass die Probleme nicht nur beim Namen genannt werden, sondern gleichzeitig auch Lösungspläne vorgelegt würden. Gefordert und angekündigt wird schon viel zu lange. Jetzt, und zwar sofort muss gehandelt werden.

  • Wir vermissen einen verlässlichen Zeitplan für die Digitalisierung
  • Wir vermissen Pläne für die Verwirklichung einer gelungenen Inklusion
  • Wir vermissen Pläne zur kurzfristigen Sanierung der Toiletten in Schulen und Sportstätten
  • Wir vermissen Pläne für die kurzfristige Sanierung von Sportstätten. Hier gibt es seit Jahren Mängel bei Beleuchtung und Belüftung
  • Wir vermissen Pläne, wie die Organisation Schule mit ihren Beteiligten in die Bau- und Ausstattungsmaßnahmen einbringen können
  • Wir vermissen einen ernsthaften Dialog mit den Schulen und Vereinen über den tatsächlichen Bedarf bei der Badsanierung oder beim Bäderbau

Noch stehen wir am Anfang der fünfjährigen Wahlperiode und noch ist Gelegenheit, die sicher von allen Seiten ohne Widerspruch akzeptierten Bemerkungen in der Haushaltsrede mit Leben zu füllen. Dabei wollen wir als FWG gern unterstützend mitwirken.

Allerdings gibt es für uns einen Grundsatz. Trotz der dringenden Notwendigkeit, die Schulen ins digitale Zeitalter zu katapultieren: Die analoge Schule, besser der analoge Unterricht ist keineswegs Geschichte. Er wird neben der Digitalisierung weiter unsere Bildungslandschaft bestimmen. Unter pädagogischen Aspekten kann darauf nicht verzichtet werden. Wir sind überzeugt, dass gerade junge Menschen soziale Kontakte und Zuwendung brauchen, die eben nicht digital zu haben sind. Moderne Schule muss mehr leisten als einen Austausch Schiefertafel gegen Whiteboard oder Tablet. Das jedenfalls hat die Corona-Krise sehr deutlich gemacht.