Je nach Windrichtung ist besonders in den südlichen Stadtteile von Bergisch Gladbach die Wohn- und Lebensqualität vom Fluglärm des Köln-Bonner Flughafens gestört. Eine seiner Abflugrouten verläuft etwa entlang der A4 über dem Königsforst südlich von Bensberg und Moitzfeld (Route 32). Bei Abflügen liegt die Lärmbelastung oft bei 60 bis 70 dB, (Messstation Bensberg Vinzenz-Palotti-Krankenhaus).

Köln/Bonn hat im Gegensatz zu anderen Flughäfen kein Nachflugverbot. Auch deshalb ist die Zahl der Nachtflüge in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. In den frühen nächtlichen Morgenstunden starten die Frachtmaschinen zum Teil im Abstand von drei Minuten. Das liegt daran, dass das Frachtaufkommen rasant zugenommen hat und Köln/Bonn sich zum Europa-Drehkreuz entwickelt hat. 

Es sind aber nicht nur die Frachtflüge, auch Passagierflüge werden zunehmend nachts abgewickelt. Sie starten hauptsächlich in der Zeit zwischen 3 und 5 Uhr. Da die Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf Nachtflugverbot haben, hat sich ein großer Teil des Verkehrs auf Köln/Bonn verlagert. Hinzukommen verspätete Maschinen, die in Frankfurt oder Düsseldorf nicht mehr landen können. 

Im letzten Jahr gab beim Flughafen Köln/Bonn allein 9.260 Flugbewegungen in der Nacht durch Passagierflüge.

3. Juli 2019, 4:32 Uhr (TraVis-Köln/Bonn-Airport)

Nach wie vor wird sowohl von den Fracht- und – wenn auch seltener – von den Passagierflug-Unternehmen Fluggerät eingesetzt, das mehrere Jahrzehnte alt sind und einen hohen Lärmpegel entwickelt. UPS beispielsweise betreibt auch in diesem Sommer noch Flugzeuge vom Typ MD11 und B747-400, die besonders laut sind. Aber auch andere Maschinen entwickeln Fluglärm, der über 75 dB liegen kann.

Nacht am Flughafen Köln/Bonn

Nun ist bereits im Jahr 2017 Bürgermeister Urbach, Mitglied der Lärmschutzkommission, beauftragt worden, sich für den Schutz der Bergisch Gladbacher Bevölkerung stark zu machen. Das hat aber nicht viel genützt, denn die Lärmbelastung ist weiter gestiegen und zwar in einem Maße, das die Gesundheit erheblich gefährdet.

Der Deutsche Ärztetag hat schon vor Jahren auf die gesundheitlichen Belastungen durch Fluglärm hingewiesen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt stuft Dauerschallpegel über 45 dB – das ist der aus den einzelnen Lärmereignissen in der Nacht [22 – 6 Uhr] berechnete Wert – als Beeinträchtigung des Nachtschlafes ein, bei der Weltgesundheitsorganisation sind es bereits Dauerschallpegel ab 40 dB.

Die Messstelle Bensberg wies im Mai 2019 einen Dauerschallpegel von 45,7 dB auf, eine Steigerung von 2,5 dB gegenüber dem Vorjahr. Das klingt harmlos, ist es aber keineswegs. Ein 2,5 dB höherer Dauerschallwert bedeutet nämlich schon eine Steigerung von 78 Prozent Lärmbelastung.

Die Umsetzung von der Landesregierung oder dem Flughafen Köln/Bonn versprochener Maßnahmen zur Minderung des Fluglärms kommen nicht wesentlich voran. Auch von Wahlversprechen ehemaliger Oppositionspolitiker (Röttgen) ist nach Übernahme der Landesregierung durch CDU/FDP nicht viel übrig geblieben. Nachdem nun Friedrich Merz (CDU) zum Aufsichtsratschef des Flughafen gemacht worden ist, befürchtet die Lärmschutzmeinschaft Flughafen Köln/Bonn zudem, dass die Anstrengungen zur Bekämpfung des Lärms weiter nachlassen.

Der Flughafen Köln-Bonn leistet seit Anfang der 90er Jahre zunächst freiwillig, seit 2007 nach dem Fluglärmgesetz finanzielle Hilfen für den passiven Lärmschutz an Wohnungen und Häusern. Die antragsberechtigte Schutzzone verläuft genau südlich an Bensberg vorbei. Sie befindet sich über dem unbebauten Gebiet des Königsforstes und endet an der A4. Einbezogen ist lediglich Obereschbach, aber auch dort weitgehend unbebaute Gebiete. Bergisch Gladbacher gehen also leer aus.

Im Interesse der Bewohner der südlichen Ortsteile in Bergisch Gladbach setzt sich die Freie Wählergemeinschaft Bergisch Gladbach deshalb gemeinsam mit der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln-Bonn für eine Einschränkung der Nachtflüge in der Kernruhezeit (o – 5 Uhr) ein. Spürbare Anhebungen der Gebühren für Nachtflüge, insbesondere für die lauten Flugzeugtypen, haben bislang zu wenig Wirkung gezeigt. Deshalb muss auf andere Weise massiv darauf hingewirkt werden, dass es zumindest für bestimmte Flugzeugtypen zu einem Nachflugverbot für Köln/Bonn kommt. Besonders Passagierflüge zu Urlaubszielen müssen in der Nacht nicht sein. Fast 10.000 Nacht-Flugbewegungen im Jahr sind unerträglich.