In Bergisch Gladbach wird derzeit heftig über Sauberkeit in der Stadt gesprochen. Gut so! Höchst lobenswert sind die Müllaktionen vieler Initiativen, von Bürgern, von Schulen und Vereinen. Offenbar gelingt es aber trotz dieser guten Vorbilder nicht, die Menschen zum rücksichtsvollen Umgang in der Öffentlichkeit anzuhalten, sie vor allem davon zu überzeugen.

Schnell werden da die Schulen ausgemacht, die es richten sollen. Schaut man sich dazu aber einmal die vielen Projekte und Materialien an, die zum Thema Müll für den Unterricht zur Verfügung stehen, kann es an mangelnden Überzeugungsarbeit in unseren Lehreinrichtungen nicht liegen. Woran dann? Am Elternhaus? Ja sicher! Da ist die Hauptverantwortung für die Erziehung der Kinder; denn es fängt schon bei den Kleinsten immer mit dem „harmlosen“ Wegwerfen von Bonbonpapier an und wenn Eltern da kein Vorbild sind, nimmt diese Art der Entsorgungsmentalität ihren Lauf.

Es ist nicht erstaunlich, dass sich das unsoziale Verhalten bei der „Müllentsorgung“ vorwiegend in der Anonymität vollzieht, meist in Großstädten, an unbeobachteten Stellen, am stillen Waldrand. Da wo eine soziale Kontrolle erfolgt, in kleineren Ortschaften oder Ortsteilen, generell bei lockerer Bebauung findet man meist keinen Unrat auf der Straße. Da sind auch die Grundstückseigentümer bereit, mal etwas wegzuräumen. 

Welche Möglichkeiten bleiben also in Bergisch Gladbach? 

Der Weg, die finanziellen Empfindlichkeiten derjenigen zu treffen, die ihren Müll auf die Straße werfen, scheint auf den ersten Blick der richtige zu sein. Aber nützt dies etwas, wenn eine Kontrolle nicht gewährleistet werden kann? Wohl kaum sind die Stadtwächter oder das Ordnungsamt in der Lage, eine flächendeckende Kontrolle zu übernehmen. Hinzukommt, dass viele Menschen auch aus verständlichen Gründen vorsichtig sind, andere auf ihr Fehlverhalten anzusprechen. Allein höfliche Hinweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, man möge doch die Füße von den Sitzen nehmen, enden nur allzu oft in Pöbeleien oder handgreiflichen Auseinandersetzungen bis zu Körperverletzungen. 

S-Bahn-Aufgang Duckterath

Vor diesem Hintergrund sind die hohen Geldbußen, die diskutiert werden, leider auch ein gerüttelt Maß an Aktionismus. Wenn Bestrafung, dann muss auch Kontrolle sichergestellt werden, denn eine nachträgliche Beweisführung ist kompliziert und verursacht unangemessenen Verwaltungsaufwand.

Deshalb: Patrouillierende, überzeugend wirkende Ordnungskräfte, auch dann und wann die Polizei, bitte zu Fuß, an den Brennpunkten können sicher helfen, eine allgemeine soziale Kontrolle sicherzustellen und das Fehlverhalten einzudämmen.

Grüne Ladenstraße

Ganz wichtig erscheint uns ein Aspekt, der oft übersehen wird. Dunkle Gebäudenischen werden leider gern genutzt, sich Dingen zu entledigen. Bei zukünftigen Bauvorhaben sollen nach unserer Auffassung regelmäßig Prüfungen erfolgen, ob durch die Planung unübersichtliche Gebäudenischen verhindert werden können.

Es sind leider nicht nur die Zigarettenkippen oder das Papier. Ein Besuch mit Kindern zu Ostern auf der Spielanlage Diepeschrather Mühle zeigte, dass bis auf den engen Bereich um die Spielgeräte die umliegenden Spielwiesen für Kinder nicht mehr nutzbar waren. Es wird gegrillt auf Teufel komm raus. Die Hinterlassenschaften – Alutabletts, Kohlenreste, Plastik, werden, wenn es gutgeht, in den bereitstehenden Mülltonnen entsorgt, der Rest darum platziert oder bleibt einfach liegen. Für spielende Kleinkinder eine Katastrophe. Da hilft nur ein Grillverbot außerhalb der dafür zur Verfügung stehenden festen Plätze. Aber auch das wäre zu kontrollieren.

Ostern 2019: Kinderspielplatz Diepeschrath

Wir fordern, den Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt mit mehr Kompetenzen auszustatten. Zuständigkeiten müssen dort klar geregelt werden. Es ist darüber hinaus notwendig, dass alle, die im öffentlichen Raum über Einrichtungen oder Flächen verfügen, besser zusammenarbeiten. Zum Beispiel Bahn und Stadt. Die Schnelleingreiftruppe der Abfallwirtschaft ist eine gute Einrichtung. Da wo der erste Abfall liegt, kommt schnell weiterer hinzu. In aufgeräumter, angenehmer Umgebung gibt es dankenswerterweise immer noch eine gewisse Scheu, die Straßen zu vermüllen. Das erfordert allerdings auch einen noch stärkeren Einsatz der städtischen Abfallwirtschaft. 

Engagierte Bürger dieser Stadt haben viele Ideen, wie man die Probleme beseitigen kann. Wir, die Freie Wählergemeinschaft Bergisch Gladbach, wollen uns dafür einsetzen, dass Anregungen der Bürgerschaft von der Politik wahrgenommen werden, dass ihre Ideen aufgegriffen werden.