FWG zur Wohnungssituation
Die Wohnungssituation in den deutschen Großstädten und in ihrem unmittelbaren Umfeld ist angespannt. Das wird niemand bezweifeln. Fragen werfen indes die Vorschläge auf, die derzeit in der Öffentlichkeit und auch von einem Teil der Parteien diskutiert werden. Da ist von Enteignung privater Wohnungsbaugesellschaften und deren Überführung in Gemeineigentum die Rede.
Die Freie Wählergemeinschaft Bergisch Gladbach e.V. lehnt solche Vorschläge ab. Es stimmt: Mit Enteignung von Wohnraum wird kein neuer Wohnraum geschaffen und ob der Staat Wohnungen billiger anbieten kann, bleibt ebenfalls fraglich. Einzuhaltende Bauvorschriften drücken die Kosten nach oben; andererseits fordert die Veränderung des Klimas Maßnahmen am Gebäudebestand, die nicht kostenlos zu haben sind.
Ein Ärgernis ist aber laut einer Spiegel-Online Recherche die zur zweiten Miete angestiegenen Nebenkosten. Hier sehen Großvermieter offenbar Chancen, ihre Einnahmen aufzubessern. Aber nicht nur das: Bedingt durch die „Energiewende“ sind beispielsweise die Stromkosten in den letzten Jahren drastisch angestiegen.
Deshalb sind die Demonstrationen für bezahlbaren Wohnraum berechtigt.
Die Frage ist, wie kommen wir dem Ziel mietgünstigerem Wohnens näher.
In Bergisch Gladbach vertreten GroKo aus CDU und SPD die Auffassung, man müssen nur neue Bauflächen auf der grünen Wiese ausweisen und schon entspanne sich der Markt. Dabei beziehen sie sich auf den angeblichen Druck, der von Köln auf die rechts- und linksrheinischen Nachbargemeinden ausgeht. Andererseits schreiben beide Parteien in ihrem Zehn-Punkte-Programm, dass durch den Markt allein kein bezahlbarer Wohnraum entsteht.
Das ist widersprüchlich. Feststeht: Bei den aufgerufenen Grundstückspreisen in grünen Randlagen ist es schier unmöglich, preiswerten Wohnraum anzubieten.
Dennoch gibt es eine Lösung.
Im Februar diesen Jahres hat die Technische Universität Darmstadt gemeinsam mit dem Pestel-Institut Hannover herausgefunden, dass 2,3 bis 2,7 Millionen neue Wohnungen in Deutschland entstehen können, wenn Baupotenziale intelligent und konsequent genutzt würden. Dabei geht es um die Nutzung von „Nicht-Wohngebäuden“, die Überbauung von Parkplätzen, die Umnutzung von Brachflächen und das Aufstocken von Wohngebäuden. Kein Quadratmeter Grün müsste dafür geopfert werden. Frei- und Erholungsflächen blieben erhalten.
Bergisch Gladbach bietet genug Möglichkeiten, die Vorschläge der Studie umzusetzen. An allererster Stelle steht dabei das von der Stadt erworbene Zanders-Gelände, soweit nicht durch die Fertigung belegt, oder die Gebäude der Stadtverwaltung, sollten sie aufgrund des Neubaus am Bahnhof aufgegeben werden. Wohnen in der Innenstadt bringt Leben dorthin. Eine drohende Verödung könnte gestoppt werden. Die Schwierigkeiten eines Teils des Einzelhandels könnten aufgefangen werden. Darüber hinaus wäre sogar durch die nahe S-Bahnverbindung ein Verzicht auf das Auto machbar.