Der Klimawandel ist nicht zu leugnen. Auch überzeugte Klimaskeptiker können nicht in Abrede stellen, dass der vermehrte CO2-Ausstoß seit der Industrialisierung etwas mit dem Klima zu tun hat. Denn CO2 ist nun einmal verantwortlich für den Treibhauseffekt, der zusätzlich mit der Brandrodung der Wälder und dem ungebrochenen Verbrauch fossiler Energieträger aus dem für Menschen erträglichen Gleichgewicht kommt.
Erwärmung, sagen die Klimaskeptiker, habe es immer schon gegeben. Richtig. Aber einen derartigen Anstieg in so kurzer Zeit gab es bisher nicht, jedenfalls nicht so lange es Menschen auf der Erde gibt. Die Hauptverursacher? Zwar sind die Deutschen für nur 2,23 Prozent des weltweiten Ausstoßes von CO2 verantwortlich – pro Kopf gerechnet sieht das aber anders aus – da liegen wir an 11. Stelle (Statista 2016) noch vor China.
Wie man das auch immer bewertet: Deutschland könnte, was die technologische Entwicklung betrifft, Vorreiter beim Klimaschutz sein. Schon aus wirtschaftlichen Gründen sollten wir hier vorangehen. Dies entkräftigt gleichzeitig die Unterstellung, Deutschland wolle wieder einmal den moralischen Musterknaben spielen. Nein, es geht um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes und das ist durchaus in positivem Sinne egoistisch.
Niemand wird erwarten, dass wir wieder so leben wie zur Steinzeit. Niemand wird davon ausgehen können, dass wir eine der größten Errungenschaften, unsere Mobilität aufgeben. Sie bedeutet gerade für ältere Menschen ein wichtiges, ja unverzichtbares Stück Lebensqualität. Niemand wird erwarten, dass wir in unseren Wohnungen frieren und ohne warmes Wasser auskommen.
Wir können dennoch viel tun. Die Technik ist da und entwickelt sich rasant weiter. Selbst die Schwerindustrie ist inzwischen soweit, Milliarden von Euro in eine CO2-freie Stahlerzeugung zu stecken. Und gerade hinsichtlich unserer Wohngebäude gibt es ausgereifte Technik.
35 Prozent des gesamten deutschen Energieverbrauchs werden durch Gebäude verursacht. Sie sind für etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Photovoltaik-Anlagen auf Dach und Balkon schaffen es, der Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wesentlich näher zu kommen. Wärmepumpe, Brennstoffzelle, Blockkraftheizwerke, aber auch die technische Weiterentwicklung der Batteriespeicher können dazu beitragen, am Ende zu einem klimaneutralen Haus zu kommen.
Was die Mobilität betrifft, ist die Thematik komplexer. Natürlich kommt die Forschung voran. Vielleicht ist eines Tages die Produktion von Batterien ohne seltene Erden tatsächlich möglich. Das Problem der Ladesäulen ist auch noch nicht gelöst. Es fehlt an Standards, es fehlt an Schnellladesäulen. Aber wieviel würde schon erreicht, wenn kürzere Strecken mit dem Elektroauto erfolgen und mit dem Fahrrad, da wo es möglich ist. Abgesehen davon könnte der Öffentliche Nahverkehr und erst recht der Bahnfernverkehr hinsichtlich Annehmlichkeit und Preis wesentlich mehr leisten.
So absurd es auf den ersten Blick klingen mag: Um eine Energiewende hinzubekommen, muss genügend Strom zur Verfügung stehen und zwar aus erneuerbaren Energien, konsequent. Dazu wären weltweit genügend Ressourcen vorhanden. Ron Woydowski, Bergisch Gladbacher Unternehmer und Mitbegründer der Klimafreunde Rhein Berg hält eine Verdoppelung der Strommenge in Deutschland für erforderlich, soll die Wende gelingen.
Es gibt eine interessante Webseite, mit der man den Energiemix in Deutschland, vielen europäischen Nationen und außerhalb Europa liegender Länder beobachten kann. Beispiel: Queensland/Australien verfügt im Durchschnitt über mindestens sieben Sonnenstunden am Tag und gilt als eine der heißesten Regionen des fünften Kontinents. Dennoch werden dort nur drei Prozent der Energie regenerativ erzeugt. Queensland verfügt aber auch über eines der größten Kohlevorkommen der Welt. Die Politik hat sich dort entsprechend positioniert. Das was für Queensland gilt, trifft auf andere Regionen der Welt ebenso zu.
Die Erzeugung von wesentlich mehr regenerativer Energie wäre möglich. Sie scheitert aber oft an nationalen Interessen.
Für die Klimafreunde wäre viel gewonnen, wenn energetische Gebäudesanierungen stärker vorangetrieben würden und die Erzeugung von erneuerbarer Energie nicht gebremst würde. Allerdings wird auch von den Klimafreunden eingeräumt, dass Fragen hinsichtlich der Finanzierung solcher Maßnahmen offen sind und gelöst werden müssen.
Kredite der KFW für energetische Umbaumaßnahmen sind interessant, aber wie soll der nicht geförderte Teil des Kredits getilgt werden, wenn die Hausbesitzer wegen ihres Alters das Ende der Amortisationszeit nicht mehr erleben? Wie sollen Mieter aktiv werden und wie werden sie mit einer zunächst steigenden Miete fertig? Was sagt man dem Pendler, der noch vor nicht weniger Jahren in Zeiten größerer Arbeitslosigkeit gedrängt wurde, weite Wege zu seinem Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen? All dies muss geklärt werden, insbesondere wenn es um die CO2-Bepreisung durch den Fiskus geht. Wenn eine CO2-Steuer akzeptiert werden soll, müssen verbindliche Entlastungen erfolgen, wie das zum Beispiel in Schweden gesetzlich über die Einkommensteuer praktiziert wird. Eine Prämie im Belieben der Haushaltssituation des Bundes ist jedenfalls nicht verlässlich.
Für uns steht auch fest: Mit Bedrohungen oder Verboten, wie sie in den letzten Wochen vielfach zu hören waren, erreicht man meist das Gegenteil. Es gilt zu überzeugen und zwar nicht nur technologisch, sondern auch mit seriösen Berechnungen.
Den Klimafreunden ist klar, dass nicht jeder sein Haus so ohne Weiteres sanieren kann. Das ist trotz KfW-Förderung eine erhebliche Investition. Sie kommt zwar dem Wert des Hauses zugute, selbst wenn ein Vererbungs- oder Verkaufsfall eintritt, dennoch müssen Alter und Zustand des Hauses, Ausrichtung und weitere Faktoren berücksichtigt werden. Das gilt insbesondere für Mieter von Wohnungen. Diese haben zwar die Möglichkeit, Minisolaranlagen auf Balkonen (soweit vorhanden und entsprechend ausgerichtet) zu installieren, aber auch das muss genehmigt, zumindest mit dem Vermieter vereinbart werden.
Interessant sind in diesem Zusammenhang genossenschaftliche Ansätze, wie sie etwa von Energiegenossenschaften verfolgt werden. Im Mittelpunkt steht dort die Ausstattung öffentlicher Gebäude mit Solartechnik. Aber auch eine private Dachflächenvermietung für Solartechnik einschließlich Dachsanierung ist möglich, wenn nicht genügend Kapital zur Verfügung steht.
Viel kann getan werden. Klimaschutz rechnet sich möglicherweise nicht von heute auf morgen. Eines steht aber fest: Nichtstun und seine Folgen werden teurer als eine durchgerechnete Investition zum jetzigen Zeitpunkt.
Dass die Klimafreunde Rhein Berg auf diese Weise generationenübergreifend und sachlich die Bürger dieser Stadt überzeugen wollen, ist der richtige Ansatz zur Problemlösung und damit zu begrüßen. Die Freie Wählergemeinschaft unterstützt dies.
Wir erwarten aber auch, dass die Stadt Bergisch Gladbach einen wesentlichen Teil zu einer positiven Klimabilanz beiträgt. Leider gab es schon den Sündenfall „Flächennutzungsplan“, in dessen Folge Grünflächen und Frischluftentstehungsgebiete zunehmend versiegelt werden. Der Radwegeausbau kommt nicht voran. Das Mobilitätskonzept liegt in der Schublade. Es gäbe gerade im öffentlichen Bereich viel zu tun.