Anlässlich einer Entscheidung im Planungsausschuss zur so genannten Pferdewiese in Refrath erinnert FWG-Vorsitzender Benno Nuding an die Notwendigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels bei allen Bauvorhaben zu berücksichtigen.

Am 2. Dezember 2020 wurde „The 2020 report of The Lancet Countdown on health and climate change“ veröffentlicht. „The Lancet“ ist eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt. In dem Report wird die Anzahl der Hitzetoten in Deutschland für das Jahr 2018 mit 20.200 angegeben. Deutschland liegt damit nach China und Indien auf Platz 3 der Hitzetoten, noch vor den USA.

Die COVID-19 Pandemie beherrscht derzeit die Nachrichten und hat zu einer Einschränkung des öffentlichen Lebens geführt, die wir vor einem Jahr noch nicht für möglich gehalten hätten. Laut Umfragen sind die meisten Bürger bereit, diese Lasten zu tragen, um der Gefahr, die von der Pandemie ausgeht, zu begegnen. Bisher (Stand 4.12.2020) werden in Deutschland 18.577 Todesfälle COVID-19 zugeordnet. Es starben in Deutschland allein 2018 mehr Menschen an Folgen einer Hitzewelle als bisher an Corona.

In unserem Land erkannt eine überwiegende Mehrheit den durch Menschen beschleunigten Klimawandel als wissenschaftliche Tatsache an. Und es besteht ein weitgehender Konsens, dass es die Aufgabe der Politik ist, diese Entwicklung zumindest zu verlangsamen.

Aber warum ist es so unendlich schwierig, diese Erkenntnis auch in sinnvolle Entscheidungen umzusetzen, während bei COVID-19 rasch reagiert wird?

Bei der Sitzung des Planungsausschusses des Stadtrates vom 24. November 2020 ging es um ein Bauvorhaben in Refrath: „Vorhabenbezogener Bebauungsplan Alte Marktstraße“. Hier sollen auf der grünen Wiese auf engstem Raum 23 Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus entstehen. Die Wiese mag kein seltenes Biotop sein. Aber laut Klimaanalyse des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen handelt es sich um ein Gebiet mit mittlerem Kaltluftvolumenstrom. Dabei hatte der Rat letztes Jahr doch gerade erst eine Resolution zur Bewältigung des Klimawandels beschlossen und darin „die Eindämmung des Klimawandels und seiner schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität“ anerkannt. Wenn es aber darum geht, eine für das städtische Mikroklima wichtige Wiese zu erhalten, dann stehen Grüne und FWG alleine da. Und es ist zu befürchten, dass das erst der Anfang ist, denn fast alle FNP-Gebiete sind von erheblicher klimatischer Bedeutung.

Pferdewiese an der Alten Marktstraße in Refrath

Die Entscheidung an der Alten Marktstraße hat gezeigt, dass der Klimawandel in vielen Köpfen noch nicht angekommen ist. Dabei wäre ein Umdenken dringend notwendig.

Wenn es übrigens jemanden interessiert, was die psychologische Ursache für das o.g. Verhalten ist: Langsame Veränderungen werden anders wahrgenommen als rasche. Der Mensch gewöhnt sich an Risiken, wenn sie langsam zunehmen. Nähere Informationen über dieses Phänomen in Bezug auf den Klimawandel findet man hier: „Wieder Frosch im kochenden Wasser“.