• Die FWG ist gegen den Ausbau des Bahndamms als Auto- und LKW-Trasse. Diese offenbar unerschütterliche Planungsidee löst keine Verkehrsprobleme, sondern verursacht weitere.
  • Durch die LKW-Trasse würden nicht nur die südlichen Stadtteile in Mitleidenschaft gezogen, sondern der gesamte Norden der Stadt, weil sich die LKW ihren Autobahnanschluss nach Erreichen der Stadtmitte über die Bergisch-Gladbacher-Straße bzw. über Hand, Paffrath, Schildgen zum Autobahnkreuz Leverkusen bzw. zur Auffahrt der A1 in Burscheid suchen werden. Einen solchen Verkehr können die nördlichen Stadtteile nicht aufnehmen. So mutieren Bahndamm und nördliche Durchgangsstraßen zur A3-Ausweichstrecke, mautfrei für das Transportgewerbe, unerträglich für die Anwohner. Ein solches Verkehrskonzept hat die Eigenschaft, noch mehr Verkehr in die Stadt zu ziehen. Es ist keine zeitgemäße Lösung.
  • Wir setzen grundsätzlich auf die Wiederbelebung des Gütertransports über Schiene, Gleisanschlüsse im Rahmen des zweispurigen S-Bahn-Baus, was den LKW-Verkehr betrifft und auf die Verbesserung des ÖPNV sowie auf die Errichtung von Fahrradschnellwegen, was den PKW-Verkehr betrifft.

Hintergrund

Beim Bau der Bundesautobahn A4 war für die Stadt Bergisch Gladbach und die Kölner Ortsteile Dellbrück und Holweide als Autobahnzubringer die Landesstraße L286n – eine wichtige Ost-West-Verbindung – geplant. Das Vorhaben wurde aber trotz fortgeschrittenen Planfeststellungsverfahrens und bereits im Bau befindlichen Anschlusskreuzes an die A4 in Köln-Merheim aufgegeben. Das Merheimer Kreuz wurde später rückgebaut.

Die seinerzeit noch selbstständige Stadt Bensberg erhielt ihre drei beantragten Anschlussstellen und eine vierte im damals zur Stadt gehörenden Untereschbach. Für (Alt)-Bergisch Gladbach gab es aber keinen Autobahnanschluss. Der Bundeswegeverkehrsplan 2030 schließt einen solchen auch ausdrücklich aus, weil durch die enge Folge von Autobahnanschlüssen der Verkehrsfluss verlangsamt wird.

Daraus resultiert die Idee, den alten Bahndamm zwischen Bergisch Gladbach und Bensberg als Autobahnzubringer zu aktivieren und ihn über die Kölner Straße an die A4 anzuschließen. Auf dieser Trasse – weitgehend nur sieben Meter breit – seit 40 Jahren stillgelegt, teilweise unter Landschaftsschutz stehend, mit Biotopen am Fuß des Bahndamms sollte eine Straße für den LKW-Verkehr des Gewerbegebiets (Krüger, Zinkhütte) gebaut werden.

Dagegen wehren sich seit vielen Jahren Bürgerinitiativen. Sie argumentieren wie folgt und sprechen sich gegen eine solche Straßennutzung des Bahndammes aus:

  • Die Linie führt mitten durch Wohn-, Erholungs- und Landschaftsschutzgebiete, hautnah an Kindertagesstätten, einem Senioren-Pflegeheim, Schulen und Sportstätten vorbei und widerspricht in hohem Maße dem Landesstraßenausbaugesetz.
    Ein solches Verkehrsbauwerk würde die Abtragung des gesamten, schwermetallbelasteten Bahndamms, die weiträumige Entfernung des alten Baumbestands, Bewuchses und der Biotope bedeuten..
  • Wegen der Topographie und der Querung der Straßenbahnlinie müsste die vorhandene Höhe des Bahndamms beibehalten werden, was für die LKW-Trasse nur mit einem gigantischen Bauwerk möglich ist.
  • Der notwendige Zugriff auf privates Gelände links und rechts entlang der gesamten Trasse sowie der Abriss von Gebäuden würden zahlreiche Enteignungsverfahren erfordern. Dazu gehört auch der gerade errichtete Erweiterungsbau eines Autohauses auf (!) dem Bahndammgelände.

Gutachten

Verkehrsgutachten erkennen für einen Straßenneubau auf der Bahntrasse keine signifikante Entlastung der bestehenden Hauptverkehrsstraßen, zum einen wegen des hohen innerstädtischen Quell- und Zielaufkommens, zum anderen wegen der nach Osten statt nach Westen führenden Trassenrichtung.

Eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zeigt darüber hinaus eine hohe bis sehr hohe Belastungen aller Schutzgüter (Mensch, Tiere, Landschaft, Boden, Wasser, Klima/Luft, Kultur u. Sachgüter) für das gesamte Planvorhaben auf („Rote Karte“).

Der ehemalige Bahndamm, ein dicht bewachsener Grünzug

Aktueller Stand Juli 2019

Zehn Jahre nach der aufgrund der geänderten politischen Mehrheiten im Stadtrat Bergisch Gladbach verworfenen Straßenführung über den Bahndamm und trotz heftiger Proteste der Bürger kommt nun das Thema Bahndamm unerwartet wieder auf die Tagesordnung.

Im Rahmen des neuen Flächennutzungsplans stellt der Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach nun eine „neue“ Idee vor. Der Bahndamm soll abgetragen und anstelle des ehemaligen einspurigen Industriegleises eine dreistreifige LKW-Trasse geländegleich samt Radwegen bis kurz vor die A4 gebaut und von da an parallel zur Autobahn bis zur Anschlußstelle Bensberg/Frankenforst durch das Landschaftsschutzgebiet geführt werden.

Außerdem wurde die Bahndamm-Straßentrasse auf Initiative der Landesregierung in das Landesstraßen-Planungsprogramm aufgenommen. Sie trägt die Namensbezeichnung „Ortumgehung Bergisch Gladbach/Refrath“ 1. Bauabschnitt L 286/L136 und ist Kategorie 2 eingestuft. Das sind Maßnahmen, „die in dieser Wahlperiode planerisch angegangen werden, sobald freie Kapazitäten vorhanden sind“.

Jetzt soll eine erneute Machbarkeitsstudie her. Sie ist aber noch nicht in Auftrag gegeben: Idee ist, die Anbindung der Autostraße auf dem Bahndamm an die Mülheimer Straße auf der Eisenbahntrasse des ehemaligen Gronauer Gleisdreiecks zu führen und im Süden über die auszubauende Brüderstraße an die A4 anzuschließen.

Die Folgen werden auch hier ausgeblendet: Noch mehr Enteignungen links und rechts entlang der gesamten Strecke, noch mehr Abriss privater und öffentlicher Gebäude.

Festzustellen bleibt, dass die Verwaltung und jetzt auch wieder die Landesregierung ohne Beachtung der Bürgerinitiativen und der Anwohner eine Planung, den gesamten Bahndamm als Autobahnzubringer zu nutzen, nicht ausschließt. Zwar wird das vom Bergisch Gladbacher Stadtbaurat Flügge verneint, auffallend ist aber, dass ein von der Stadt beauftragtes Planungsbüro mehrere Varianten für den Ausbau des Gleisdreiecks vorgelegt hat, dabei auch eine vollständige Nutzung der Bahndammtrasse als Straße. Außerdem hat sich Stadtbaurat Flügge vorab mehrfach für die vollständige Nutzung des Bahndamms als Autobahnzubringer ausgesprochen.

Es ist deshalb verdächtig, wenn nun das so genannte Gronauer Gleisdreieck für eine Y-förmige Straße auf der Bahndammtrasse genutzt werden soll, um die Mülheimer Straße auf der einen Seite sowie die Innenstadt auf der anderen Seite an den Refrather Weg anzuschließen. Die Straßenverbindung soll dabei auf der Westseite über den Kuhlerbusch (ehemalige Trasse des Gleisdreiecks mit einer Unterführung der S-Bahn-Gleise an den Norden angeschlossen werden. Die Baukosten dafür liegen zwischen 5 und 10 Millionen Euro.

Wir bezweifeln, dass Hauptstraße und Stationsstraße dadurch entlastet werden. In allen vorgestellten Prognosen des Planungsbüros bleibt es bei über 11.000 Fahrzeugen, die weiter durch die Innenstadt rollen, eine Entlastung von maximal 13 Prozent. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass neue Straßen in der Regel neuen Verkehr anziehen.

Darüber hinaus beraubt sich Bergisch Gladbach der Möglichkeit einer Wiederbelebung eines leider abgebauten Gleisanschlusses an das Gewerbegebiet Zinkhütte. Während man im Rahmen einer nachhaltigen Verkehrswende darüber nachdenkt, den Schienenverkehr für Personen auszubauen und für Güter wiederzubeleben, verhält sich Bergisch Gladbach rückwärtsgewandt.

Die Freien Wähler Bergisch Gladbach werden einer solchen völlig unzeitgemäßen Politik eine Absage erteilen. Sie schließen sich vollinhaltlich den Argumentationen der Bürgerinitiativen an und werden sich dafür einsetzen, die Fortsetzung der irrigen Planungen zu verhindern.